Abend im Filmmuseum verbracht, ‚Mishima‘ angeschaut und das nachfolgende Werkstattgespräch mit Paul Schrader, einer lebenden Drehbuchlegende. Taxi Driver ist von dem guten Mann, und American Gigolo.) (Ich erinnere mich dran, dass mich Jacob während der Zeit, als wir ein Drehbuch über Gigolos geschrieben haben, mit Zitaten aus „American Gigolo“ fast in den Wahnsinn getrieben hat, bis ich gedroht hab, ihm die DVD wegzunehmen.)
Mishima ist ein… nun ja, auf seine Art wunderbarer Film, wenn man ihn auch wirklich nur aus einer rein ästhetisch-intellektuellen Sicht genießen kann. Mit Empathie mit der Hauptfigur hat ers da nicht so besonders, der Schrader. Dafür ist es eine fast klinische Sektion der drei verschiedenen Motive, aus denen der namensgebende Autor Mishima Selbstmord begangen haben könnte: der reinen Schönheit wegen; um mit seinem Tod ein letztes Kunstwerk zu schaffen; oder um des politischen Aktes willen. Der Film war vielleicht nicht berührend, aber auf jeden Fall spannend – zumindest für kleine Besserwisser wie mich, die diebische Freude daran haben, verstrickte Botschaften in der dritten Szene von Links zu entschlüsseln.
Ach ja, und abgesehen davon haben wir einen neuen Drucker im Büro und er heißt Heinrich. Völlig logisch. Wir haben auch überlegt, ihn Long John Silver zu nennen und für etwa fünf Minuten trug er den stolzen Namen Hademar, bis uns klar wurde, dass man einen Drucker UNMÖGLICH Hademar nennen kann. Darum eben Heinrich. Damit wir, wenn er einmal spinnt und grausige schwarze Streifen am Papier hinterlässt, Dinge schreien können wie: „Heinrich, mir graut vor dir!“ und uns dabei intellektuell vorkommen.
Hat er auch einen Familiennamen? Damit man – falls er seine Arbeit unsachgemäß verrichtet – die ganze Familie diskriminieren kann. zb Heinrich Hewlett- Packard oder Heinrich Canon oder Heinrich Brother. Damit man sagen kann: Ich habs schon immer gewußt diese Canons!Und dann gleich weiter ausgreifend: scheiß Japaner oder dergleichen…
Heinzi, mir grausts vor dir.
Sagte ich zu meinem Vater, ein einziges Mal, und der war lang sauer deswegen (aber bei Sardinen-Ketchupbrot find ich meine Aussage gerechtfertigt) – Heinrichs reagieren im allgemeinen auf Faustzitate verschnupft, wollt ich damit sagen.
Hm… ich weiß nicht. Ist es sinnvoll etwas einen Namen zu geben, das man in der Regel nach zehn Minuten ermorden möchte. Normalerweise funktioniert das doch umgekehrt.
Mishima… ein großartiger Autor und für mich der Beweis dafür, dass ich mit der politischen Einstellung eines Künstlers absolut nicht einverstanden sein muss, um sein Werk auf Knien zu bewundern. „Patriotismus“ ist womöglich meine Lieblingskurzgeschichte überhaupt. Wenn ich hin und wieder darüber nachdenke, Japanisch zu lernen, dann immer von dem Wunsch beseelt, Mishima im Orininal lesen zu können.
„Patriotismus“ oder Hemingways „A clean, well-lighted place“. Je nach Tagesform. 😀
Vater: Canon heißt der stramme Recke, Heinrich Canon.
Brigitte: … Sardinen-Ketchupbrot… Oh Gott. Oh Gottogott. Verzeih, aber jetzt graut mir vor DEINEM Heinrich. Brrr.
Razor: Welches Buch würdest du einem Mishima-Einsteiger empfehlen?
Den Erzählungsband „Tod im Hochsommer“. Wobei ich den auf Englisch gelesen habe („Death in Midsummer and Other Stories“) und als deutsche Übersetzung nur „Patriotismus“ kenne.
„Patriotismus“ ist auch als Einzelband auf Deutsch erschienen, aber nur in einer einzigen Auflage und vermutlich vergriffen (ich habe eins, harharhar, im Museumsshop des Museums für ostasiatische Kunst in Köln gesehen und zugeschlagen). Aber als Einstieg ist der Erzählungsband, in dem diese Geschichte auch drin ist, besser, weil viel breiter gefächert.