Von Diätvampiren und Heizkörpertreue

Ah ja, das erklärt einiges. Vor einigen Tagen, als ich hochherrschaftlich in Oberösterreich bei der geliebten Familie zu logieren beliebte, weckte mich die Mutter mit den liebevollen Worten: „Halt still, ich will nur ein bisschen Blut.“

Das kann im Hause Wassermair schon einmal passieren und ist dankenswerterweise kein Hinweis auf Mamas Frühstücksgewohnheiten. Stattdessen rührt der Satz daher, dass ich eine etwas… ahem… unrühmliche Vorgeschichte im Zusammenhang mit Nadeln und Kreislaufkollapsen habe. Ironischerweise sind mir Nadeln eigentlich ziemlich wurscht und habe auch nicht das geringste Problem damit, Blut zu sehen – sei es fremdes oder mein eigenes – aber bei der Blutabnahme hauts mich regelmäßig um. Folglich ist es einfacher für alle beteiligten ist, wenn ich beim Abzapfen schon liege und folglich nicht umfallen kann.
Ich protestiere aber trotzdem regelmäßig – und ohne den geringsten Erfolg – gegen solche mütterlichen Überfälle, weil ich der meinung bin, dass es völlig wiedersinnig ist, jemandem Blut wegzunehmen, um ihr dann mit dem Befund beweisen zu können, dass sie zu wenig Blut hat. Irgendwo fehlts da an der ärztlichen Logik.*

Dieses Mal war der Befund dann allerdings doch recht erhellend – während ich schon ein paar Jahre irgendwo an der grenze zur Anämie dahinzuckle, war das ärztliche Fazit dieses Mal in etwa, dass ich unter Vampiren nicht einmal noch als Diätmahlzeit durchgehen würde. Das erklärt dann auch, warum ich in letzter Zeit andauernd mit Herzrasen aufwache und durchgehend friere – im Büro steht mein Sessel so nah an der Heizung, dass er beinahe Feuer fängt. Hätt ich mir ja irgendwie denken können.

Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, dem Problem beizukommen: Fleisch und Eisentabletten. Wie diverse Experimente in den letzten Jahren gezeigt haben, gibt es viele aufregende und interessante Arten, wie einem von Eisentabletten schlecht, schwindelig und allgemein wäh werden kann, darum hält sich mein Enthusiasmus den Dingern gegenüber schwer in Grenzen. Die Alternative allerdings… sagen wir mal so, es erscheint mir nach wie vor SEHR unhöflich, jemanden zu essen. Über das Ende des Vegetarierseins denk ich erst nach, wenn auf dem Befund mehr oder weniger wörtlich „Die Kuh oder du!“ draufsteht, vorher nicht.

Also hatte Jacob heute das große Vergnügen, sich mit einer zeimlich eisentablettenbeduselten Co-Autorin herumzuschlagen, die Äußerungen wie: „Ja“, „Eh“ und „Zfff….“ für vollwertige Gesprächsbeiträge hält, gelegentlich mittem im Satz eindöst und alle fünf Minuten versucht, ihren Sessel NOCH näher an die Heizung zu schieben.

Jacob: „Wenn ichs nicht besser wüsste, würd ich sagen, du und der Heizkörper habt was miteinander.“
Ich: „Na. Der würd mich doch sicher sofort mit dem Bücherregal betrügen.“
Jacob: „Ja, aber es ist auch wirklich ein schönes Bücherregal. Würdest du es ihm wirklich übel nehmen?“
Ich: „Nicht wirklich.“

Soviel also dazu.

* Dafür war bei dieser kleinen Wiener-Blut-Aktion diesen Sommer die Dynamik genau anders herum. Da hab ich die nette Ärztin in der Blutspendezentrale regelrecht angebettelt, dass sie mich sticht. Aber die Frau ist stur geblieben.
Sie: „Sie haben so schon nicht genug.“
Ich: „Bitte!“
Sie: „Nein.“
Ich: „Ehrlich, ich halt das aus. Kein Problem.“
Sie: „Nein.“
Ich: „Nicht einmal ausnahmsweise? Vielleicht nur eine Kinderportion, so ein winziges Viertelliterchen?“
Sie: „Nein.“
Ich: „Aber ich kann nicht zweihundert Leut dazu bringen, sich stechen zu lassen, und mich selber drücken! Dann bin ich ja das größte Kameradenschwein in der Weltgeschichte!“
Sie: „Dann sagen sie denen halt, ich war bös zu Ihnen und hab sie nicht lassen.“
Ich: „Aber…“
Sie: „NEIN!“

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