Von Faulheit und Manövern

Die Leute würden ja nicht glauben, was für eine Kunstform das Faulenzen ist. Beispielsweise heute – kein Büro, weil der Groll in anderer Mission unterwegs ist, und keine Uni, weil Feiertag.

Natürlich könnt ich mich jetzt an eines der etwa siebenunddreißig Nebenprojekte machen – oder ich könnte mich mit einer Wärmeflasche und einer Tasse Snow Bamboo* auf die Couch fläzen und mir das das neue Buch von Terry Gott Pratchett zu Gemüte führen.
Das Problem ist nur, sobald ich ich ansetze, genau das zu tun, meldet sich eine innere Stimme zu Wort** und fragt mich scharf, ob ich denn meine Hausübung schon gemacht hätte, und wenn nicht: mit welchem Recht ich mich jetzt gerade dem Müßiggang hingeben würde?!? (Wahrlich, meine innere Stimme neigt zu Interpunktationssünden wie ‚?!?‘, was allein schon reichen würde, um sie mir manchmal reichlich unsympathisch zu machen.)

Erfahrungsgemäß lässt mir das Miststück dann keine Ruhe, bis ich meinen Kadaver vor den Laptop gewälzt und ein paar Seiten geschrieben habe, was aber dem geplanten Müßiggang natürlich reichlich abträglich ist. Folglich habe ich eine geniale Taktik entwickelt, um ihr zu entkommen. Anstatt mich also gleich in Richtung Couch zu begeben, fahre ich zuerst den Laptop hoch, öffne ein Word-Dokument (zu beliebigem Projekt) und schreibe ein paar Zeilen, bis halt die erste Denkblockade kommt. DANN sage ich zu mir selbst und zur inneren Stimme: „Hm, darüber muss ich nachdenken. Am besten mache ich das da drüben, genau, auf der Couch wäre gut zum nachdenken, vielleicht noch mit einer Tasse Tee und einer Wärmeflasche. Und während ich nachdenke, du meine Güte, da kann ich gleich ein wenig lesen, natürlich nur, um die Hirnwindungen ein wenig in Schwung zu bringen, du verstehst?“

Und dann verbringe ich den Rest des Tages hart arbeitend, weil denkend, auf der Couch mit Tee, Buch und Wärmeflasche und die Stimme kann nichts dagegen sagen, weil sie anerkennen muss, dass sie gerade höchst elegant ausmanövriert wurde.

An manchen Tagen komm ich mir so clever vor, dass es schon ganz widerlich ist.

*So teuer, dass ich die Blätter einzeln in den Filter zähle und mir maximal eine Kanne pro Woche erlaube – aber du lieber Himmel, ist DAS ein genialer Grüntee.

**die verdächtig nach meiner Mutter klingt, wie es innere Stimmen so zu tun pflegen

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