Der Herr Fischer wird also auch seine Stimme für Van der Bellen abgegeben, was ich sehr sympathisch von ihm finde. Wobei – ich mag den Mann sowieso schon immer, und dazu gibt’s sogar eine Geschichte.
Seht ihr, als ich etwa 15 war, hab ich innerhalb von relativ kurzer zeit zwei Bundespolitiker live erlebt und jeweils eine Frage gestellt. Einmal Benita Ferrero Waldner bei einer Veranstaltung bei uns in der Schule, einmal Herrn Fischer bei einer Wahlkampfveranstaltung in Aschach.
Es begab sich nun (überraschenderweise!) dass ich als Teenager schon nicht für meine übermäßige Zurückhaltung und Höflichkeit im Umgang mit Respektspersonen bekannt war. Oder anders gesagt: vor der Schulveranstaltung hat man mir angeboten, dass ich – sollte ich zufällig an dem Tag daheim bleiben wollen, rein zufällig – total entschuldigt wäre. Ehrlich. Sowas von entschuldigt. Als ich dankend abgelehnt hab, haben mich immer noch zwei Lehrer unabhängig voneinander zur Seite genommen und gebeten, doch bitte, bitte nicht die Schule auf ewig zu entehren, indem ich die Frau Außenminister ins Kreuzverhör nehme. Ich hab brav genickt und das Diktum dann natürlich komplett ignoriert. Eh klar.
Ich erzähl euch jetzt nicht, welche unbequeme Frage ich ihr damals gestellt hab, und auch nicht, welche Frage Herr Fischer zwei Wochen später gekriegt hat – würd jetzt zu weit führen. Bei der einen ging es um die außenpolitischen Beziehungen zu Russland, bei der anderen um eine Koalitionsentscheidung nach der Wahl. Aber ich erzähl euch, was jeweils die Reaktion war.
Frau Waldner hat gesagt: „Oh, das ist eine interessante Frage. Kommen wir später darauf zurück, zuerst – will sonst noch jemand etwas wissen? IRGENDJEMAND?“ Um das Thema dann den Rest der Veranstaltung zu meiden wie die Cholera.
Fischer hat ebenfalls ausweichend geantwortet – aber etwa zehn Minuten nach dem Schlussapplaus kam seine Assistentin zu mir und hat sich entschuldigt, dass er vor den Kameras nicht genauer hätte antworten können, weil die Antwort aus parteipolitischen Gründen noch geheim sei. Aber wenn ich es wirklich wissen wolle…nun.
Und dann hab ich meine Antwort gekriegt.
Das war meine einzige Interaktion mit unserem bisherigen Bundespräsidenten, aber ich denk bis heute mit großer Sympathie daran. Weil er damals zwar genau so wenig offen reden konnte wie sein ÖVP-Gegenstück… aber einen noch nicht einmal wahlberechtigten Teenager dennoch ernst genommen hat, ernst genug, um mir meine Antwort hintenrum zukommen zu lassen. Und das macht den ganzen Unterschied.
Ich erinnere mich. Du warst eine bezaubernd unbequeme und unangepasste Jugendliche. 🙂
Das war, glaub ich, SEHR eine Sache der Perspektive. 😀
Also bei bezaubernd unangepasst stimme ich zu, jedoch nicht bei unbequem. War manchmal ganz schön spannend!
Unbequem sein war aber bei dir auch nie nötig. Dafür warst du immer zu cool. 🙂