About: Geschichten für euch
Teil 1
Teil 2
„Hau ab, du Dummdödel“, sagte das Mädchen mit den roten Haaren. Das war nicht gerade der begeisterte Empfang, den Alischa erwartet hatte.
„Ich dachte, du willst ein bisschen Gesellschaft…“
„Bitte, langweilen kann ich mich auch allein.“
„Ich dachte, vielleicht fürchtest du dich…“
„Ja, genau. Wovor bitte, vor dir? Oder vor diesem stinkenden, ungezogenen Laushaufen da oben?“
Alischa beschlich das Gefühl, dass das Gespräch irgendwo die falsche Abzweigung genommen hatte. Sie schien tatsächlich froh zu sein, ihn zu sehen – aber hauptsächlich deshalb, weil sie jetzt jemanden hatte, den sie beschimpfen konnte.
„Willst du meine Muskete sehen? Die ist ganz neu!“
Er hielt hoffnungsvoll seinen neusten Schatz hin.
„Pfft. Mein Papa hat eine größere.“
„Ich hab auch einen Dreispitz!“
„Und? Mein Papa hat einen schöneren. UND den darf ich manchmal aufsetzen.“
„Ich war in dreißig Schlachten dabei! Also… unter Deck.“
„Mein Papa war in vierzig Schlachten dabei. Über Deck.“
Alischa merkte langsam, dass diese Frau wirklich schwer zu beeindrucken war – auch, wenn er keine Ahnung hatte, warum er das unbedingt wollte. Er beschloss, seinen letzten Trumpf auszuspielen.
„Ich hab schon am Tag meiner Geburt ins Meer gepinkelt.“
„Na und, mein Papa hat-“ Das Mädchen hielt inne. So etwas hatte ihr Papa tatsächlich nie gemacht. Alischa erlaubte sich ein triumphierendes Lächeln: „Jetzt schaust du, oder?“
Sie rümpfte die sommersprossige Nase: „Als ob das eine Leistung wäre. In EIN Meer pinkeln kann jeder. Wenn du in zwei oder drei gepinkelt hättest, dann wär das etwas anderes, aber …“
Das war der Moment, in dem Alischa die pure Inspiration packte und er ausrief: „Das werd ich auch noch! Und zwar in ALLE!“
„Wirst du nicht.“
„Doch! Ich, Alischa Salomonius Dorotheus Sherry, werde der erste Pirat, der in alle sieben Weltmeere pinkelt! Ha!“
Und siehe da, das Wunder geschah: für diese Ankündigung erntete er einen Blick, den man mit viel gutem Willen und schlechter Beleuchtung unter Umständen als ‚Bewunderung‘ deuten konnte.
„Das schaffst du nie“, sagte sie, aber er war sicher, dass ihre Stimme ehrfürchtig klang.
„Und wie ich das schaffe! Ich werd-“ Er wurde vom Tok-Tok-Tok von Beinahe-Jonnys Holzbein unterbrochen und dem Klirren seinen Schlüsselbundes. „Auf, Prinzessin, dein Papa hat gezahlt!“
Etwas später stand Alischa am Bug der Blutlüsternen Annie und sah zu, wie das Beiboot das Mädchen wieder an Land brachte. Ihr Haar sah im Mondschein mehr schwarz als rot aus, aber sie hielt ihre Schultern so gerade, dass jede Piratenkönigin stolz darauf gewesen wäre. Alischa sah ihnen nach, bis sie verschwunden waren, musterte dann die Wogen der Karibischen See tief unter sich und knöpfte die Hose auf.
Er war jetzt ein Mann mit einer Mission.
Hat dies auf schreckenbergschreibt rebloggt und kommentierte:
Und hier ist Sarahs heutiges Lagerfeuer. Unser Held, Alischa, hat es nicht leicht… 😀
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