Der Pirat, der in alle sieben Weltmeere pinkeln wollte – Teil 9

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Alischa hatte mit vielen Fragen gerechnet, aber nicht damit.

„Was… was hat DAS mit der ganzen Sache zu tun?“

„Alles, mein Bub, alles“, sagte Madame Susura und die Krähe krächzte zustimmend. „Siehst du, du hast dem Universum als Kind ein Versprechen gegeben. Und jetzt ist es verärgert, weil du dich so lange nicht mehr darum gekümmert hast.“

„Das ist doch Schwachsinn!“

„Ach ja?“, fragte sie kühl: „in dem Fall brauchst du meine Hilfe ja auch nicht.“

Sie begann aufzustehen und Alischa wurde ein klein bisschen panisch: „Nein! Nein, nein, ich hab nur gemeint… also, es ist halt ein wenig seltsam, oder?“

„Und was an der Geschichte, die du mir grad erzählt hast, ist nicht seltsam?“

Da hatte sie einen Punkt. Er sank in sich zusammen.

„Was muss ich tun?“

„Ganz einfach. In ein Meer pinkeln. Ich würd das Nordpolarmeer vorschlagen, weil das am eindrucksvollsten klingt.“

„Und dann…?“

„Dann ist das Universum versöhnt.“

„Oh“, sagte Alischa und begann vorsichtig, zu lächeln: „Das ist einfach!“

Er wollte schon aufstehen, aber Madame Susura hielt ihn zurück.

„Moment noch. Damit es sicher funktioniert musst du ein paar klitzekleine Rituale einhalten… ganz harmlos…“

Und so kam es, dass Alischa einige Zeit später nackt auf einer Eisscholle stand, von Kopf bis Fuß mit Briefmarken beklebt, eine knallgrüne Perücke auf dem Kopf, lauthals die englische Hymne singend und dabei auf einem Fuß auf- und abhüpfend, während er ins Meer pinkelte. Er versuchte, möglichst schnell zu sein, aber er holte sich immer noch Frostbeulen an wirklich unangenehmen Stellen und eine Blasenentzündung und musste außerdem seiner Crew mit dem kollektiven Kielholen drohen, bevor das Gelächter auch nur ansatzweise abebbte. Aber es funktionierte, denn ein halbes Jahr später schneite Madame Susura eine Hochzeitseinladung ins Haus, mit so dickem Goldrand, dass der Postbote sich beinahe das Kreuz verrissen hatte.

Die Krähe betrachtete zuerst die Einladung und peckte versuchsweise ein paar Mal gegen das Gold.

„Woher hast du gewusst, dass es funktioniert?“, fragte sie ihre Herrin

„Hab ich nicht“, antwortete die und grinste zufrieden: „Was ich gewusst hab, ist, dass die Chefin des englischen Geheimdienst sicher einen Spion auf jedem Freibeuterschiff von hier bis nach Feuerland hat. Und dass sie darum ganz sicher jedes Detail von der Sache erfährt.“

Die Krähe gab ein kleines Geräusch von sich, dass bei einem Menschen ein Kichern gewesen wäre: „Ah, ich glaube, ich versteh. So eine Frau braucht keine Helden, Helden hat sie wirklich genug am Hals. Wenn sie einen Mann lieben kann…“

„… dann nur einen, der sie zum Lachen bringt“, sagte Madame Susura und biss in ein Stück Mandelkuchen.

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5 Antworten zu Der Pirat, der in alle sieben Weltmeere pinkeln wollte – Teil 9

  1. Mountfright schreibt:

    Hat dies auf schreckenbergschreibt rebloggt und kommentierte:
    Und wer glaubt, dass ich viel für eine Flasche Single-Malt auf mich nehme, der sollte mal lesen, was Alischa bereit ist, für seine Liebe zu tun. Er ist ein wahrer Held. 🙂

  2. Pingback: Der Pirat, der in alle sieben Weltmeere pinkeln wollte – Teil 9 | Der Guppy war's und nicht die Lerche

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  4. Pingback: Der Pirat, der in alle sieben Weltmeere pinkeln wollte – Teil 12 | Der Guppy war's und nicht die Lerche

  5. Pingback: schreckenbergschreibt: Das waren die Quarantänegeschichten | schreckenbergschreibt

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