About: Geschichten für euch
Teil 1
Teil 2
Fräulein Niedermaier seufzte und betrachtete ihren Arbeitsgeber mitleidig. Der arme Mann war immer so mit seinen Experimenten und Untertanen-Unterdrücken und Invasionen in Nachbarländer beschäftigt, dass er einfach nicht mehr dazu kam, an die simplen Praktikalitäten des Lebens zu denken. Beispielsweise, dass ein zehn Meter großes Feuermonster auch entsprechend viel fraß – die Braunkohlerechnungen der Feste waren immens – und dass… nun, dass am anderen Ende des Feuermonsters auch wieder etwas herauskommen musste, und zwar ebenfalls in entsprechender Menge und glühend heiß.
Wer sich noch über die Hinterlassenschaften eines Dackels auf dem Teppich aufzuregen vermochte, der hatte ganz eindeutig noch nicht erlebt, was dreißig Kilo Magma an derselben Stelle anrichten konnten. Bis sie es schafften, den Balrog stubenrein zu bekommen, waren Windeln aus Asbest nun einmal die einfachste Lösung. Auch wenn es, wie Fräulein Niedermaier unumwunden zugab, einiger Vehemenz und strenger Blicke bedurft hatte, den Balrog von dieser Maßnahme zu überzeugen.
Sie erwartete jedoch nicht, dass ihr Arbeitgeber das alles verstand – er war gut in dieser ganzen Schreckensherrscherei, aber für die feineren Punkte der Haushaltsführung fehlte ihm schlicht der Sinn. Anstatt sich groß auf eine Diskussion einzulassen, tätschelte sie ihm einfach nur die fahlen Wangen und murmelte: „Machen’S Ihnen keine Sorge, die Dämonen halten das schon aus“, und stieg wieder auf die Leiter, um die Kronleuchterplitur fortzusetzen. Es war einfach unglaublich, wie viel Staub sich in den leeren Augenhöhlen eines Totenschädels fangen konnte, wenn niemand sich darum kümmerte – un-glaub-lich.
Salamacian schaute zu, wie das in rosa Tweed gekleidete Hinterteil seiner Haushälterin wieder in luftigen Höhen verschwand und erwog ernsthaft, sie auf der Stelle in ein Häuflein besonders feinkörniger Asche zu verwandeln.
Es wäre nur die korrekte Reaktion auf so einen Affront und er hatte im Lauf seines Lebens Leute schon für wesentlich geringere Vergehen pulverisiert, wie zum Beispiel „Ist nicht tief genug in die Knie gegangen“, „Hat nicht in der richtigen Tonlage um sein Leben gewinselt“ und „War gerade eben da.“ Aber irgendetwas hielt ihn zurück – er sagte sich selber, dass es schlicht unwürdig war, einen Feind von hinten anzugreifen. Und eine achzigjährige Frau von einer Leiter herunterzukommandieren, däumchendrehend zu warten, bis sie endlich wieder bei ihm angekommen war und sie dann von vorne zu attackieren, nun, dem fehlte nun wirklich jede Eleganz. Dazu kam die Tatsache, dass sie beinahe ein Familienerbstück war – Fräulein Niedermaier hatte schon Salamacians Eltern gedient, und seinen Großeltern davor. Sie gehörte quasi zum Inventar und irgendetwas in ihm sträubte sich gegen ihre vollkommene Vernichtung.
Folglich begnügte er sich mit wehendem Umhang aus dem Saal zu stapfen. Ganz so wie ein würdevoller Vertreter des Bösen, der einfach jetzt gerade aus dem Saal stapfen wollte, weil es seinem innerlichsten Begehren entsprach und mitnichten, weil er gerade von einer alten Dame in Häschenpantoffeln1 ausmanörvriert worden war. Er versuchte dabei krampfhaft, nicht den einen Satz zu denken, der besonders an ihm nagte: „Das vierte Mal in dieser Woche. Das vierte Mal.“
1Wobei man zur Verteidigung von Fräulein Niedermaiers Stilgefühl sagen musste, dass es sich um ausgesprochen dämonische Häschchenpantoffel handelte, mit glühenden Augen, Fangzähnen und einem allgemeinen Flair von diabolischem Flausch. Sie hatte sie in einer wunderbaren Boutique Namens Lovecraftia erworben, die ihr ihre beste Freundin Evelyn empfohlen hatte und die sich unter den Angestellten Dunkler Lords und Finsterer Ladies allergrößter Beliebtheit erfreute.
Hat dies auf schreckenbergschreibt rebloggt und kommentierte:
An Sarahs Geschichtenfeuer geht es derweil weiter mit dem Dunklen Fürsten und seiner Haushälterin. Ich bin fortwährend entzückt. 😀
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