Der Dunkle Fürst und das Fräulein Niedermaier – Teil 5

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Schließlich wagte er eine Zwischenfrage: „Sagt mal, habt ihre eigentlich schon mal jemanden… also, einen ungehorsamen Domestiken… am Leben gelassen? Und stattdessen irgendetwas anderes…. getan?“

Verwirrtes Schweigen. Die Fürstin der Frettchen runzelte die Stirn.

„Naja, wenn das Vergehen nicht zu groß ist – also, wenn eine Zofe in meiner Gegenwart nicht schnell genug die Augen senkt oder so – dann verwandle ich sie nur in ein Frettchen und lass sie zur Abschreckung für die anderen ein paar Wochen in einem Käfig im Innenhof sitzen. Meinst du so was?“ 

„Ja, also… fast“, murmelte Salamacian: „Ich mein, nur, also, seit ihr schon mal einen ungehorsamen Untergebenen losgeworden ohne… ihr versteht, ich rede jetzt aus rein theoretischem Interesse… also, nur so als diabolisches Gedankenspiel… und eigentlich frag ich eh für einen Bekannten, also… so ganz ohne Gewalt?“

Nach seinen letzten Worten senkte sich eine so betretene Stille über den Raum, als hätte Salamacian nicht nur ein intimes Verhältnis zu einem Teddybären bekanntgegeben, sondern auch noch im Plauderton mitgeteilt, dass er uns sein flauschigster Liebster lange Spaziergänge am Strand und gemeinsame Schaumbäder schätzen würden.

„Nein“, sagte K.u.K. schließlich im Tonfall eines sehr, sehr entsetzten Skeletts, das den Mangel an Stimmbändern gerade mit einer Extraportion Entsetzen ausgleichen muss: „Warum bitte würd jemand so etwas tun? Das ist doch komplett unnatürlich!“

Salamacian dankte vielen Generationen von fahlwangiger Ahnen, deren Gene ihn jetzt davor bewahrten, rot wie ein Hummer anzulaufen.

„Wie gesagt… für einen … Bekannten… und… sehr diabolisch… und…“

Seine Stimme versickerte in der Stille und die Augenbrauen der Frettchenfürstin wanderten in nie dagewesene Höhen. Salamacian erwog spontane Selbstentzündung.

Es war Baldromachcharion, der ihn rettete. Er lachte mit einem Mal auf und donnerte Salamacian mit einer Hand auf die Schulter: „HA! Jetzt hast du uns drangekriegt! Ich hätt dir das fast geglaubt!“

Innerhalb von Sekunden löste sich die Situation in erleichtertes Gelächter und Salamacian setzte ein bösartiges Grinsen auf, das besagte: „Ja, sehr wohl, ich habe euch grad drangekriegt.“

Danach wendete sich das Gespräch dankenswerterweise der Zucht und Pflege von Orkheeren zu und Salamacian hoffte, dass er noch einmal davongekommen war.

Etwas später allerdings, als K.u.K. die anderen gerade mit einer seiner legendären Xylophonvorstellungen ohne Xylophon unterhielt1, zog Baldomachchorion ihn ein wenig von der Gruppe weg.

„Für einen Bekannten, hm?“, raunte er leise. Salamacian wollte protestieren, aber der andere Dunkle Fürst hielt eine Hand hoch: „Sag nichts. Ich versteh schon. Es ist…“
Er senkte die Stimme noch mehr, so dass er kaum noch zu verstehen war: „Du bist nicht der Einzige, der das Problem hat. Aber natürlich würd nie wer öffentlich darüber reden.“
Salamcians erstarrte. Konnte es wirklich sein? Wahrhaftig?

„Du meinst…“

„Ja, ich meine.“

„Aber wie… wie…“

Baldromachchorion sah Salamacian ernst in die Augen: „Willst du es wirklich wissen? Überleg dir die Antwort gut.“

Salamacians Kehle war mit einem Mal sehr trocken. Doch er hob das Kinn, erwiderte Baldromachchorions Blick und nickte.
„In Ordnung“, sagte der, sammelte sich für einen Moment und fuhr dann fort: „Wisse denn Folgendes, mein Freund: das gemeine Volk kennt einen Ritus, den es Sofortige Entlassung ohne Anspruch auf Abfindung nennt. Und da liegt die Lösung für dein Problem…“

In Salamacian regte sich ein eigenartiges Gefühl, das er im ersten Moment gar nicht einordnen konnte – Hoffnung gehört nicht zum normalen emotionalen Repertoire eines Fürsten der Finsternis.

„Erzähl mir mehr“, sagte er und seine Stimme war kaum mehr als ein heiseres Wispern: „Erzähl mir alles.







1 Seien wir uns ehrlich: Wer noch nie ‚Für Elise‘ in der Bearbeitung für die Rippen eines diabolischen untoten Skeletts gehört hat, der hat nicht wirklich gelebt.

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20 Antworten zu Der Dunkle Fürst und das Fräulein Niedermaier – Teil 5

  1. Mountfright schreibt:

    Hat dies auf schreckenbergschreibt rebloggt und kommentierte:
    Naht Rettung für den geplagten Fürsten Salamacian? Sarah erzählt es Euch heute:

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