Der Dunkle Fürst und das Fräulein Niedermaier – Teil 7

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Im Morgengrauen des nächsten Tages stand er auf den Zinnen und sah zu, wie die Zugbrücke herabgelassen wurde, damit eine in rosafarbenen Tweed gehüllte Gestalt die Feste verlassen konnte. (Die Zugbrücke war momentan nur bedingt notwendig, weil Fräulein Niedermaier letzte Woche zum wiederholten Mal das Wasser aus dem Burggraben ausgelassen hatte, um ‚Einmal ordentlich aufzuräumen da unten, ist ja unglaublich, was da alles herumliegt.‘)

Salamacian sah zu, wie sie in der Ferne immer kleiner und kleiner wurde und redete sich erfolgreich ein, dass er nur Triumph verspürte. Nichts als Triumph.

Es dauerte fast drei Tage, bis Fräulein Niedermaier die nächste Stadt erreichte, und ein Noramalsterblicher hätte die Reise nicht überlebt. Er wäre wahrscheinlich schon in den Sümpfen rund um die Feste von der dortigen Fauna gefressen worden, allen voran von den Krokodilen und Sumpfriesenkraken.1 Hätte er oder sie wieder durch unverschämtes Glück und/oder göttliche Intervention die Sümpfe überlebt, so doch sicher nicht die darauf folgenden Wälder von Ohgottogottbittemachdassesaufhört, deren Name durchaus für sich selbst sprach. Und auf die paar unglücklichen Seelen, die wider Erwarten doch aus den Wäldern stolperten – meist blutüberströmt und im Besitz von weniger Gliedmaßen als noch ein paar Stunden davor – auf die wartete immer noch die mandolinische Einöde, bewohnt von Sphingen, Feuervögeln und einem ausgesprochen blutrünstigen Clan von Geigenbauern.2

Wir werden nie sicher wissen, warum all diese Wesen Fräulein Niedermaiers Leben verschonten. Vielleicht war ja kurz davor eine besonders große Reisegruppe durch die Gegend gekommen und die hiesige Fauna folglich immer noch mit dem Verdauungsschläfchen beschäftigt. Vielleicht war es göttliche Fügung. Vielleicht spürten die Monster auch irgendwie die Aura des Haushälterinnentums, von gewienerten Böden und gefalteten Socken, die von Fräulein Niedermaier ausging, und eine archaische Ehrfurcht ergriff sie vor diesem Bollwerk gegen das natürliche Chaos des Universums.

1Titus Modricus, oder der Gemeine Mitteleuropäische Sumpfriesenkrake, ist der am schlechtesten erforschte Vertreter der Riesenkrakenfamilien, was eine absolute Schande angesichts seiner wunderschönen modrigen Tarnfärbung und seiner schlichtweg faszinierenden Paarungsrituale. Man sagt, dass das Liebeslied der Gemeinen Mitteleuropäischen Sumpfriesenkrake von so unirdischer Schönheit ist, dass Worte ihm unmöglich gerecht werden können.

2Die elfenbeinweißen Violinen der Familie Bluticci waren zwar für ihren ungewöhnlich warmen Klang in Konznzertsäßen aller Welt heiß begehrt, aber nur so lange niemand nachfragte, woraus genau sie gemacht wurden.

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17 Antworten zu Der Dunkle Fürst und das Fräulein Niedermaier – Teil 7

  1. Mountfright schreibt:

    Hat dies auf schreckenbergschreibt rebloggt und kommentierte:
    Salamacian bekommt was er will und wir erfahren einiges über die Fauna rund um seine Burg. Ach Dunkler Fürst… be careful what you wish for.

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