Dunkle Fürst und das Fräulein Niedermaier – Teil 8

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Vielleicht aber – und diese Möglichkeit sollten wir keineswegs außer Acht lassen – war es auch der beständige Strom von empörten Gemurmel, der alle auf Abstand gehen ließ: „Mich entlassen? Mich? Eine Niedermaier entlässt man nicht. Niemand entlässt eine Niedermaier. Was glaubt der, wer er ist, der Herrscher der Welt, oder wie? Aber das schau ich mir an, wie der die Welt ohne seinen Kakao beherrscht, völlig kakaomangelgeschwächt, wirklich, das schau ich mir an…“

Vielleicht hörten die Bewohner von Sümpfen, Wald und Einöde dieses Gemurmel und spürten instinktiv, dass sie an diesem Tag weder die wütendsten, noch die gefährlichsten Kreaturen im Umkreis waren und gingen sicherheitshalber in Deckung. Denn schließlich wollte niemand beim nächsten Internationalen Riesenkrakentreffen1 mit zu wenigen Tentakeln auftauchen und zugeben müssen, dass er von einer alten Dame so zugerichtet worden ist.

Was auch immer der Grund war: Fräulein Niedermaier erreichte die Grenze von Salamacians Herrschaftsgebiet unbehelligt und am Abend des dritten Tages trat sie – müde, staubig und immer noch stinkwütend – durch die Tore des Städtchens Blokkk.2 Ihr letzter Besuch war zwar schon einige Zeit her, dennoch fand sie den Weg durch die engen Straßen und verrauchten Gässchen ohne Zögern, vorbei an Marktfrauen mit Körben voller Gänse und Hühner, vorbei an den Quacksalbern mit ihren bunt geschmückten Ständen und großen Reden, vorbei an den Freudenmädchen, die in diesem Teil der Welt ihre Profession mit feuerroten Bändern im Haar verrieten. Fräulein Niedermaiers Ziel lag in einer kleinen Seitengasse abseits des Trubels und war weithin als Mördergrube und Absteige des schlimmsten Gesindels verschrieen, das diesseits des Fröstelnden Ozeans zu finden war. Fräulein Niedermaier schaute auf zu der groben Holzsschnitzerei eines behörnten Pferdes, die der Taverne Zum tänzelnden Einhorn ihren Namen gab, lächelte ihm zu wie einem alten Freund – und trat ein.




1Jeden Mai in einem reizenden Seminarkorallenriff in der Südkaribik. Teilnahme ausschließlich auf persönliche Einladung, sieben Tentakel Mindestvoraussetzung.

2Benannt nach der Stadtgründerin Grreggorria Blokkk, letzter Sproß einer legendären Konsonantensammlerdynastie aus den nördlichen Bbbb-Bergen. Sie starb noch in jungen Jahren, als sie die Truppen ihres Vaters gegen einen Stamm aufständiger Vokalisten führte und von einem Wurfbeistrich in die Halsschlagader getroffen wurde.

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16 Antworten zu Dunkle Fürst und das Fräulein Niedermaier – Teil 8

  1. Mountfright schreibt:

    Hat dies auf schreckenbergschreibt rebloggt und kommentierte:
    Sarah hat die Angewohnheit, in unseren Unterhaltungen des Öfteren Kürzestreferate zu random aufkommenden Themen einzuschieben. Ich nenne diese Einschübe „Zettelkästen“ und liebe sie sehr. Das Pendant dazu in ihren Geschichten sind bezaubende Fußnoten wie diese:

    „Benannt nach der Stadtgründerin Grreggorria Blokkk, letzter Sproß einer legendären Konsonantensammlerdynastie aus den nördlichen Bbbb-Bergen. Sie starb noch in jungen Jahren, als sie die Truppen ihres Vaters gegen einen Stamm aufständiger Vokalisten führte und von einem Wurfbeistrich in die Halsschlagader getroffen wurde.“

    Das und mehr in der heutigen Episode von „Der Dunkle Fürst und das Fräulein Niedermaier“.

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