Der Dunkle Fürst und das Fräulein Niedermaier – Teil 18

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Sie waren der Adel des Haushältergeschlechts, ein jeder und jede einzelne schon zu Lebzeiten eine Legende. Fräulein Niedermaiers Ahnen waren mit Fürsten und Königen in die Schlacht geritten und hatten ihnen anschließend die Hemden gebügelt. Es gab beispielsweise eine (heute verloren gegangene) letzte Strophe des Nibelungengenliedes, in der beschrieben wurde, wie Fräulein Niedermaiers Ur-Ur-Ur-Ur-Großmutter Angelika Niedermaier nach dem Gemetzel an Etzels Hof unter viel Gefluche den Thronsaal aufräumte und das Blut aus den Teppichen wusch – und selbst Dschingis Kahn war am Abend in eine niedermaiergesäuberte Jurte zurückgekehrt und hatte dort heißen Stutenmilchkakao vorgefunden.
Tatsächlich stellte Wappen der Niedermaier eine dampfende Tasse Kakao dar und sie bereiteten diesen nach altem Familienrezept nur für die von ihren Herren und Herrinnen zu, die sie als wirklich würdig erachteten.
Eine Niedermaier in seinen Diensten zu haben und von ihr auch noch be-kakaout zu werden, das war eine Ehre, von der die meisten Dunkeln Füsten nur träumen konnten – und Salamacian war sich dessen nicht einmal bewusst, dieser jämmerliche Narr!

Von diesem Tag an war Baldomachchorion nur noch von einem Gedanken besessen: Fräulein Niedermaier musste sein werden! SEIN! (Wenn auch nicht in dem Sinn, in dem ’sie muss mein werden‘ normalerweise von Bösewichten ausgesprochen wird, möchte ich hinzufügen. Nicht nur wäre eine Dienstgeber/Angestellten-Beziehung höchst ungebührlich gewesen, da war auch noch der Altersunterschied. Baldomachchorion wollte wirklich nur den Kakao.)

Natürlich konnte er ihr nicht einfach ein besseres Angebot machen – Niedermaiers waren loyal bis in den Tod und würden sich eher in ihren Besenstil stürzen, als ihren Herren im Stich zu lassen. Nein, Salamacian musste sich von ihr trennen, und nicht umgekehrt. Also schmiedete Baldomachchorion einen Plan, der größte Geduld und Finesse erforderte.
Über Jahre hinweg sähte er die Unzufriedenheit im Herzen seines Kollegen. Eine kleine Andeutung hier, eine kleine Bemerkung da, so nährte er Salamacians Widerwillen gegen sein häusliches Glück, bis der tatsächlich selber glaubte, dass ein sauber aufgeräumtes Labor eine schlechte Sache war. Jahrelange Arbeit war nötig, Subtilität und der eine oder andere Vodoo-Zauber, aber schließlich hatte Baldomachchorion ihn so weit. Dann holte er zum entscheidenden Schlag aus: indem er Salamacian nach der Sauna zur Seite nahm und ihm die feineren Punkte des Wortes ‚Entlassung‘ erklärte…. 

Baldomachchorion war zu diesem Punkt schon etwas über dreihundert Jahre alt, aber noch nie in seinem Leben hatte er sich so mächtig und böse gefühlt wie in dem Moment, als ihm seine Spione von Fräulein Niedermaiers Ankunft im Tänzelnden Einhorn berichteten.


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6 Antworten zu Der Dunkle Fürst und das Fräulein Niedermaier – Teil 18

  1. Mountfright schreibt:

    Hat dies auf schreckenbergschreibt rebloggt und kommentierte:
    Dass Sarah eine großartige Autorin ist weiß ich, seit ich die ersten Zeilen von ihr gelesen habe. Und damals war sie zarte 15 Jahre alt. Aber um von dort zu einer Autorin zu reifen, die den simplen Wunsch nach Kakao mit so tiefer Finsternis verbinden kann, muss schon einiges passieren. :-* Hört von den bösen Ränken des Baldomachchorion:

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