Der Dunkle Fürst und das Fräulein Niedermaier – Teil 22

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Fräulein Niedermaier stöhnte und rieb sich die Augen und murmelte ein paar grauenhafte Flüche, die einer ihrer Urururgroßväter von Attila dem Hunnen persönlich gelernt hatte. Dann traf sie eine Entscheidung und wandte sie sich zu Baldomachchorion um. 

„Tut mir leid, Herr Dunkler Fürst, aber der Koffer da unten braucht mich. Sonst ist der tot, bevor das Jahr um ist.“

„Aber… aber…“ machte Baldomachchorion, der Mühe hatte, der Entwicklung zu folgen.

„Ich weiß. Ich schick Ihnen eine Liste mit Empfehlungen für meine Nachfolgerin.“

„Aber… aber…“

„Wiederschauen.“ Sprachs, schüttelte seine Hand und ließ ihn stehen.

„Aber… aber… aber…“

Baldomachchorion suchte immer noch passenden Worten das Protests, als eine Minute später die Zugbrücke niedergelassen wurde und eine kleine in Rosa gekleidete Gestalt aus dem Schloss marschiert kam, direkt auf den im Schlamm knienden Salamacian zu. Der Dunkle Lord schaute auf, als er die Hand seiner Haushälterin auf der Schulter spürte.

„Gehen wir heim“, sagte sie rau.

„In Ordnung“, antwortete Salamacian.

Später hielt sich lange Zeit das Gerücht, dass Salamacian seiner Haushälterin an dieser Stelle um den Hals gefallen sei, sehr zu ihrer und seiner eigenen Überraschung, und sie ihm den Rücken getäschelt habe wie eine Großmutter, die ihren liebsten Enkel tröstet. Aber sicher sein können wir da nicht, nachdem beide den Zwischenfall stets eisern leugneten und alle potentiellen Augenzeugen, die eure bescheidene Chronistin zu diesem Thema befragen wollte, unter mysteriösesten1 Umständen verschwunden sind. So belassen wir es für das Ende dieser Gesichte stattdessen bei dem, was wir aus halbwegs sicherer Quelle wissen, und das ist Folgendes: 

Die Sonne verschwand gerade hinter dem Horizont und tauchte die Feste des Erstaunlich Dauerhaften Unheils in ein unwirkliches Rot. Zwischen den Zinnen raunte sich ein Schwarm Krähen Geheimnisse zu, während tief in den Eingeweiden des Schlosses der Dunkle Lord Salamacian II die Treppen zu seinem Laboratorium hinabstieg. Er trat ein und sah sofort, dass jemand vor ihm da gewesen war die Kerzen waren erneuert worden, die Kristallkugeln aufgeräumt und der Größe nach sortiert und jeder Kerzenleuchter und jedes Ritualmesser schimmerte in frisch poliertem Messingglanz.

Keiner von den Dämonen wagte es, seinen Blick zu erwidern – sie hatten gerade einen Badetag hinter sich, dufteten noch leicht nach Rosenseife und Babypuder und waren von diesem Erlebnis zutiefst traumatisiert. Auf dem Tisch standen ein Teller mit Orangenkeksen und eine gigantische Tasse dampfender Kakao.

Salamacian nippte daran, schmeckte Schokolade, Zimt und Fürsorge, und lächelte selig.

1Gelegentlich waren Staubwedel involviert

ENDE





Ein Wort der Sarah in die Runde:

Hallo Leute, danke, dass ihr wieder bis hierher mit dabei wart! Die Geschichte vom Dunklen Fürsten und seiner Haushälterin ist zu Ende, die Pandemie blöderweise noch nicht – also wird hier auch weitererzählt. Ab morgen gibt es hier Einblicke in ein ganz besonderes Lexikon…

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5 Antworten zu Der Dunkle Fürst und das Fräulein Niedermaier – Teil 22

  1. Mountfright schreibt:

    Hat dies auf schreckenbergschreibt rebloggt und kommentierte:
    Sarahs Geschichte vom Dunklen Fürsten und seiner Haushälterin stürzt ihrem dramatischen Ende zu! Hört von Zugbrücken, Staubwedeln und traumatisierten Dämonen:

  2. Flocke schreibt:

    „Keiner von den Dämonen wagte es, seinen Blick zu erwidern – sie hatten gerade einen Badetag hinter sich, dufteten noch leicht nach Rosenseife und Babypuder und waren von diesem Erlebnis zutiefst traumatisiert.“ – einfach nur köstlich… diese Bilder, die ganze Geschichte erinnert mich schon sehr an Herrn Moers und sein Zamonien. Mit großem Vergnügen gelesen 
    Liebe Grüße und Abstandsdrücker,
    Flocke

    P.S. Da ich nicht in Social Media registriert bin, kann man dich eigentlich auch per E-Mail erreichen? Würde dir gerne was zur Erbauung schicken, da ich neulich beim Stöbern in älteren Beiträgen (hier Juli 2012) auf einen stieß, wo es um Keller und Boiler und fehlende Taschenlampen ging… Falls ja, schreib mir doch kurz an meine Mail-Adresse (siehst du die?)

  3. Pingback: schreckenbergschreibt: Das waren die Quarantänegeschichten | schreckenbergschreibt

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