Ausstellungsstück 5552
Schwarz-Weiß-Fotos zweier Menschen
Die Identität der beiden abgebildeten Personen ist unbekannt. Das Foto hat weder durch Framing noch Komposition einen besonderen künstlerischen Wert und ist so verschwommen, dass der Betrachter nicht einmal sicher sagen könnte, ob es sich um zwei Männer, zwei Frauen, oder ein gemischtes Paar handelt. Der einzige Teil des Bildes, der scharf abgebildet ist, sind die ineinander verschlungenen Hände der zwei Gestalten.
Bemerkenswert an diesem Foto vor allem die Reaktion der Betrachter. Sie bleiben oft stundenlang davor stehen, völlig versunken, als gäbe es keinen berührenden Anblick auf der Welt. Nach mehreren Zwischenfällen sind unserer Wärter angehalten, diese Besucher auf Anzeichen Dehydration und Erschöpfung zu beobachten und sie gegebenenfalls sanft aus dem Raum zu führen. Wir waren auch gezwungen, neben der Vitrine einen Taschentuchspender zu installieren, um dem andauernden Geschluchze und Geschniefe Herr zu werden, denn mehr als ein Besucher kann seine Rührung einfach nicht im Zaum halten.
Die klarste Aussage, die wir bisher zu diesem verblüffenden Verhalten bekommen haben, stammt von einer älteren Besucherin, die uns folgende Beobachtung zwischen mehreren lebhaften Schneuzern mitteilte: „Man sieht halt, wie gern die sich haben. Die haben sich wirklich, wirklich gerne. Und das is schon schön, oder?“
Die Museumsleitung steht weiterhin vor einem Rätsel.
Hat dies auf schreckenbergschreibt rebloggt und kommentierte:
Heute in Sarahs Katalog wieder eines dieser wunderschönen Artefakte, hinter denen eine unauslotbare Tiefe von Geschichten ist – oder nichts als ein wirklich schöner Gedanke.
Hach… Wo sind die Taschentücher? Ach ja, im Spender… 🙂
Wunderschön,
Flocke