Ausstellungsstück 3215:
Axt von Rolvik Blutauge
Die Barbarenhorde von Rolvik Blutauge und seinen acht Brüdern trieb im 4. Jahrhundert in Mitteleuropa ihr Unwesen. Die Männer sähten Furcht und Schrecken, wo immer ihre Schritte sie hinführten… oder sie versuchten es zumindest.
Das Problem bestand darin, dass die Gebrüder Blutauge in jungen Jahren ihre Eltern verloren hatten und waren danach von ihrer Großmutter großgezogen worden waren, einer gleichermaßen liebevollen wie gestrengen Dame. Im Lauf ihrer Kindheit hatte sie den Brüdern gute Manieren so knochentief eingedrillt, dass diese auch im Erwachsenenalter einfach nicht in der Lage waren, sich von dieser Konditionierung zu lösen.
Wenn sie beispielsweise ein Dorf plündern, die Felder niederbrennen und die Erde salzen wollten, so ertappten sie sich stattdessen dabei, wie sie ein paar Tage blieben, um mit der Ernte zu helfen. Anstatt Jungfern wie geplant zu schänden, trugen sie ihnen stattdessen die Einkäufe nach Hause und machten widerspenstige Marmeladengläser für sie auf. Und bei ihren wüsten Trinkgelagen hielten sie es meistens keine halbe Stunde aus, bis der erste von ihnen zu Kamillentee umschwenkte und anfing, sich bei den Nachbarn für die Lärmbelästigung zu entschuldigen.
Diese unglücklichen Reflexe trugen ihnen großen Spott bei der internationalen Barbarengemeindschaft ein, allerdings noch größere Beliebtheit bei der lokalen Bevölkerung. Es dauerte nicht lange, bis alle acht von Rolviks Brüdern glücklich mit ungeschändeten Jungfern verheiratet waren. Rolvik selbst versuchte noch einige Zeit alleine sein Glück, aber nach einem besonders glücklosen Raubzug, in dessen Verlauf er insgesamt sieben alten Damen über die Straße half, gab auch er es auf. Er hängte seine Axt an den Nagel, heiratete die Liebe seines Lebens – einen weiteren Barbaren namens Bjarni – und schrieb in späteren ein vielbeachtetes Benimmlehrbuch.
Hat dies auf schreckenbergschreibt rebloggt und kommentierte:
Heute war Sarah wieder schneller als ich. Analog zum bekannten „mögest Du in interessanten Zeiten leben“, sollte es auch eine Regel geben, nach der es viel besser ist, NICHT in Geschichtsbüchern zu stehen. Von daher: Alles richtig gemacht, Rolvik. 😉