Ausstellungsstück 098:
Granatverzierter Nasenstups-stab
Seit der menschlichen Frühgeschichte ist bekannt, dass kaum eine Geste so zur zwischenmenschlichen Nähe und Verständigung beiträgt wie ein Stupser auf die Nase. Man tippt dabei sanft mit dem Zeigefinger auf die Nasenspitze des Gegenübers und begleitet das vorzugsweise noch mit einem kleinen Geräuscheffekt, beispielsweise „Bop!“ oder „Mieeep!“
In höheren Schichten galt es allerdings lange Zeit als als ordinär, das Nasenstupsen in der Öffentlichkeit selbst auszuführen. Um dennoch nicht darauf verzichten zu müssen, engagierten einige Adelige am Hof Maria Theresias professionelle Nasenstupser (sogenannte Stupseur du nez), die sie auf Bälle und Empfänge begleitet und auf ihren Wink hin ihrer Angebeteten mit großem Gestus und perfekt einstudiertem „Mieeep!“ die Nase stupsten.
Gelegentlich verwendeten sie dazu – bei besonders breiten Bankettischen beispielsweise, oder um zusätzliche Sittlichkeit zu wahren – einen eignes dafür konstruierten Nasenstups-Stab. Das vorliegende Modell stammt vermutlich aus dem aus dem Jahre 1770 und ist reich mit böhmischen Granatsteinen verziert.
Hat dies auf schreckenbergschreibt rebloggt und kommentierte:
Es gibt Wissen, ohne das man sehr gut leben kann – aber es ist einfach schöner, wenn man es hat. Zum Beispiel, was ein „Stupseur du Nez“ ist. Sarah lässt uns gottlob nicht im Dunkeln. 🙂