Der Pirat, der in alle sieben Weltmeere pinkeln wollte – Teil 7

About: Geschichten für euch
Teil 1
Teil 2
Teil 3
Teil 4
Teil 5
Teil 6

Auch wenn sie jetzt Männerkleidung trug und das rote Haar kurz geschnitten hatte – ganz abgesehen davon, dass sie beide erwachsen geworden waren – er erkannte sie doch innerhalb eines Herzschlags. „Du…du bist… du…“ stotterte er und erntete dafür eine spöttisch hochgezogene Augenbraue.

„Ich leite den Geheimdienst Ihrer Majestät“, sagte sie.

Daraufhin tat Alischa zum ersten Mal an diesem Tag etwas taktisch wirklich Kluges – er antwortete nämlich NICHT mit: „Aber du bist eine Frau!“, wie wahrscheinlich 99,9% seiner Zeitgenossen es getan hätten. Erstens ließ ihre Kleidung ihn ahnen, dass ihr Frau-sein vielleicht momentan eine höchst inoffizielle Sache war – und zweitens wäre er nach einer Kindheit mit seiner Mutter niemals auf die Idee gekommen, an der überragenden Ruchlosigkeit und Brutalität des weiblichen Geschlechts zu zweifeln. 

Sie musterte ihn wie etwas Unappetitliches, das sie unter ihrem Stiefel gefunden hatte. „Ich war gerade in der Gegend, als einer von meinen Leuten mir einen Bericht über ein paar Gefangene gebracht hat, die wegen einem höchst… nun ja, eigenwilligen Verbrechen angeklagt sind. Und das hat mich an irgendjemandem erinnert.“

„Uhm. Ja, also…“

„Nur, dass damals ich im Käfig war und du draußen.“

Mit ihrer Stimme hätte man Glas nicht nur schneiden können, sondern atomisieren. Alischa schluckte. 

„Irgendeine Chance, dass du ein gutes Wort für uns einlegst?“

„Nein.“ Er seufzte. Es war eine kleine Hoffnung gewesen, aber trotzdem… 
„Ich hab stattdessen ein schlechtes Wort für euch eingelegt. Ich hab Ihrer Majestät erklärt, dass es kaum skrupellosere, widerwärtigere und bösartige Piraten auf allen sieben Meeren gibt als die Mitglieder der Familie Sherry.“

„Oh. Das ist vielleicht ein bisschen hart form-“ 

Doch die Frau mit dem roten Haar hatte noch nicht ausgesprochen: „Ihre Majestät hat eingesehen, dass es eine Verschwendung wäre, so viel Niedertracht einfach aufzuhängen. Stattdessen wird Sie dich als Freibeuter in Ihre Dienste nehmen, damit du in Hinkunft Ihren Feinden auf die Nerven gehen kannst.“

Alischa riss die Augen auf und starrte sie an. Und tatsächlich – war da ein winziges, mikroskopisch kleines Lächeln um ihre Lippen? Oder halluzinierte er das nur? Der nächste Satz kam auf jeden Fall schon wieder im gebellten Befehlston, dieses Mal an die Wärter gerichtet: „Bindet sie los, gebt ihnen Frühstück und schrubbt sie ordentlich ab. In dem Dreck können sie der Königin von England nicht unter die Augen treten.“ 

Sprachs, drehte sich am Stand um und verschwand. Die Crew setzte schon an zu jubeln, als sie den Gesichtsausdruck ihres Käpt’ns sahen. Da wurde ihnen klar, dass ihre Probleme gerade erst begonnen hatten. 

Dieser Beitrag wurde unter Uncategorized veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

7 Antworten zu Der Pirat, der in alle sieben Weltmeere pinkeln wollte – Teil 7

  1. Mountfright schreibt:

    Hat dies auf schreckenbergschreibt rebloggt und kommentierte:
    Auch mit dem entschlossenen Piraten geht es weiter – gestern hatte Alischa sich und seine Crew ja tief in die Bredouille gepinkelt. Heute… Ach, lest selbst (vor). Ich liebe es. 😀

  2. Pingback: Der Pirat, der in alle sieben Weltmeere pinkeln wollte -Teil 8 | Der Guppy war's und nicht die Lerche

  3. Pingback: Der Pirat, der in alle sieben Weltmeere pinkeln wollte – Teil 9 | Der Guppy war's und nicht die Lerche

  4. Pingback: Der Pirat, der in alle sieben Weltmeere pinkeln wollte – Teil 9 | Der Guppy war's und nicht die Lerche

  5. Pingback: Der Pirat, der in alle zehn Weltmeere pinkeln wollte – Teil 11 | Der Guppy war's und nicht die Lerche

  6. Pingback: Der Pirat, der in alle sieben Weltmeere pinkeln wollte – Teil 12 | Der Guppy war's und nicht die Lerche

  7. Pingback: schreckenbergschreibt: Das waren die Quarantänegeschichten | schreckenbergschreibt

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..